Ernterückstandsmanagement & Stoppelbearbeitung im modernen Pflanzenbau

Über die Bedeutung von Ernteresten für den Boden

Der Boden kann nicht immer nur liefern, er muss auch etwas zurückbekommen und will gepflegt werden.

Eine situationsangepasste Stoppelbearbeitung und die regelmäßige Einarbeitung von Ernterückständen tragen zu einem nachhaltig gesunden und ertragsfähigen Boden bei.

Welche positiven Effekte haben Ernterückstände?

  • Versorgung der Böden mit organischer Substanz, Steigerung des Humusgehalts
  • Nahrungsgrundlage für Bodenlebewesen
  • Stabilisierung des Bodengefüges
  • Stickstoff kann vorübergehend vor Auswaschung geschützt werden
  • Enthaltene Nährstoffe werden dem Boden wieder zurückgeführt
  • Auflage schützt vor Wasser- und Winderosion, sorgt für langsame Wasserinfiltration und optimierte Wasserspeicherung im Boden
  • Wichtiger Baustein für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und einer nachhaltigen Bewirtschaftung

Getreidestroh hat bei den Ernterückständen mengen- und flächenmäßig die größte Bedeutung.

Ein Hektar Weizen sorgt bei einem mittleren Strohertrag von 6,4 Tonnen für eine Bilanz von +240 Humusäquivalenten pro Hektar und Jahr (Häq ha/a). Raps liegt bei +280 und Körnermais bei +100 Häq ha/a (Zahlen: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf).

Der Nährstoffwert ist ebenfalls beträchtlich: 6,4 Tonnen Stroh hatten bei den Düngerpreisen im Sommer 2021 einen Wert von rund 150 €/ha.
Die Bedeutung der Feldhygiene darf nicht unterschätzt werden. So unterstützt die gründliche Zerkleinerung der Stoppeln und des Strohs eine zügige Rotte. Die frühzeitige Beseitigung von Ausfallgetreide und dessen Einarbeitung trägt ebenso zur Feldhygiene bei. Damit entzieht man u.a. Getreidelaufkäfern, Getreidehähnchen sowie Rost- und Septoriaarten den Nährboden.

Strohmanagement beim Mähdrescher

Das Strohmanagement fängt bei stehenden Getreidebeständen, jedoch spätestens beim Mähdrescher an. Er ist für eine gute Strohzerkleinerung und -verteilung verantwortlich. Scharfe Messer und Finger am Schneidwerk sind wichtig, um das Erntegut gleichmäßig einzuziehen. Der Häcksler des Mähdreschers sollte möglichst kurzes Häckselgut produzieren. Die Zielsetzung lautet: 70 Prozent des Strohs ist nach dem Häckseln weniger als 4 cm lang. Dafür müssen die Häckselmesser scharf und die Gegenschneiden funktionsfähig sein.

Kurzes Stroh lässt sich besser verteilen und einarbeiten, außerdem verrottet es schneller. Auch bei großen Arbeitsbreiten muss der Häcksler bei Seitenwind oder Hangneigung gleichmäßig über die gesamte Arbeitsbreite verteilen. Erntequalität bezieht sich also nicht nur auf die Korngewinnung, sondern auch auf die Verteilung und Zerkleinerung der Ernterückstände, einschließlich Spreu.

Um die Druschleistung und -qualität zu optimieren, ist der Hochschnitt eine Alternative. Setzt der Fahrer die Schnitthöhe um 10 Zentimeter höher an, verringert sich der Leistungsanspruch des Mähdreschers um 20 Prozent!

Die Vorfahrtgeschwindigkeit beim Drusch kann wesentlich gesteigert und die tägliche Erntezeit durch reduzierte Feuchtigkeitsübertragung ausgedehnt werden. Allerdings reduziert ein nachfolgender notwendiger Häckselarbeitsgang oft die Vorteile des Systems. Die zurückbleibenden langen Stoppeln könnten durch einen direkt hinter dem Schneidwerk laufenden Mulcher zerkleinert werden. Entsprechende technische Lösungen sind bereits praxisreif.

Im Nachhinein lassen sich eine schlechte Häckselqualität und Verteilung nur mit deutlichem Mehraufwand korrigieren. Dafür sind oft separate Überfahrten mit einem Mulcher und einem Strohstriegel erforderlich.

Kurzscheibenegge oder Grubber?

Kurzscheibenegge diagonale Bearbeitung
Diagonale Bearbeitung mit der Kurzscheibenegge

Grundsätzlich sollte die Stoppelbearbeitung folgende Kriterien erfüllen:

  • So früh wie möglich zur Nutzung der Restgare
  • Diagonal arbeiten, um die Strohverteilung zu optimieren
  • Bekämpfung von vorhandenem Bewuchs
  • Konservierung der Feuchte
  • Flach, fein, fest, flott

Für die Stoppelbearbeitung und Vorbereitung der Mulchsaat setzen Landwirtinnen und Landwirte überwiegend Grubber und Kurzscheibeneggen ein. Besonders wenn größere Mengen Ernterückstände eingearbeitet werden müssen und Trockenheit die Arbeiten erschwert, sind ausgeklügelte Lösungen gefragt. LEMKEN verfügt hier über eine große Auswahl, die den unterschiedlichen Ansprüchen der Praxis gerecht wird.

Praxislösungen Stoppelbearbeitung
Die Eigenschaften verschiedener Gerätetypen

Die Stärken von Karat 9 und Rubin 10

Beide Geräte sind in der Lage, größere Mengen Ernterückstände zu mischen und verstopfungsfrei einzuarbeiten.

Karat 9

  • Der Karat 9 ist sowohl für eine erste flache und dennoch ganzflächige Stoppelbearbeitung als auch für einen zweiten tieferen und intensiv mischenden Arbeitsgang geeignet. Sollen Flächen im Mulchsaatverfahren bestellt werden, kann auch bis 30 Zentimeter gearbeitet werden.
  • Möglich machen das unterschiedliche Scharformen, die je nach Einsatzzweck dank eines patentierten Schnellwechselsystems werkzeuglos, einfach und schnell ausgetauscht werden können.
  • Es stehen 8 verschiedene Schare zur Auswahl. In Hartmetallausstattung haben sie nochmals deutlich höhere Standzeiten als die serienmäßig aufgepanzerten Werkzeuge.
  • Damit bleibt das gute Einzugsverhalten der Scharspitzen und die Schnittbreite der Flügel- und Gänsefußschare über viele Hektar erhalten.
Scharvarianten Hartmetall Karat
Scharvarianten Hartmetall Karat
Scharvarianten aufgepanzert Karat
Aufgepanzerte Scharvarianten beim Karat
Zinkenwechsel mit Schnellwechselsystem-beim Karat
Zinkenwechsel mit Schnellwechselsystem-beim Karat

Intensivste Mischarbeit mit dem Karat 9 im Video

Rubin 10

  • Der Rubin 10 durchmischt den Boden mit seinen besonders harten 645 mm-DuraMaxx-Hohlscheiben bei Bedarf bis in eine Tiefe von 12 Zentimetern.
  • Damit größere Strohhaufen nicht einfach überrollt werden, ist hinter der ersten Scheibenreihen ein Nivellierstriegel angebracht, der das Stroh besonders bei der Arbeit diagonal zur Druschrichtung gut verteilt.
  • Dieser Effekt wird nochmals deutlich durch einen Strohstriegel verstärkt, der an die aufgesattelten Varianten des Rubin 10 vor der ersten Scheibenreihe montiert werden kann. Sein „Mitnahmeeffekt“ lässt sich durch eine hydraulische Steuerung regulieren.
  • Der Rubin 10 punktet auch bei der Effizienz. Die symmetrische Scheibenanordnung sorgt für eine seitenzugfreie Arbeit mit optimiertem Kraftstoffverbrauch. Beim Fahren mit GPS kommt es zu keinen Überlappungen oder unbearbeiteten Teilflächen mehr.

Bestellung als Mulchsaat

Bei der Mulchsaat wird die gesamte Strohmenge in einen schmalen Bodenhorizont eingemischt. Hier müssen Schartechnik und Schardruck angepasst werden, um die gewünschte Ablagequalität zu erzielen. Wenn das nicht gelingt, bedeutet das für die Folgekultur:

  • Erschwerte Keimbedingung (kapillarer Wasserschluss)
  • Ungleichmäßige Saatgutablage
  • Chemische Wirkungen auf den Keimling (durch Oxalsäurebildung bei Umsetzung von feuchtem Stroh unter Sauerstoffmangel)
  • Verringerte N-Verfügbarkeit
  • Beeinträchtigung der Feldhygiene

Mulchsaatbestellung mit der Solitair 23+ Zirkon 12 und OptiDisc Säschiene

Quellen
Dieser Beitrag enthält u.a. Informationen aus der Studienarbeit „Ernterückstandsmanagement“ von Maik Adelmann, Julian Heim und Jens Walther sowie von Prof. Dr. Ulrich Groß, alle Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.

Jetzt herausfordern!